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Meine Mutter hatte einen sehr schweren Shclaganfall und die Ärzte geben die Hoffnung auf

Hallo, zunächst einmal möchte ich mich vorstellen, ich bin 34 Jahre alt und der Sohn meiner Mutter (auch wenns merkwürdig klingt). Meine Mutter erlitt einen sehr schweren Schlaganfall mit der Ausprägung Sprachverlust und rechtsseitige Lähmung. Sie liegt z.Zt. im Krankenhaus, ist von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt worden.

Nach Rücksprache mit den Ärzten ist die linke Gehirnhälte komplett irreparabel beschädigt sowie weite Teile des Hirns betroffen.

Sie wird mit einer Magensonde ernährt und medikamentös behandelt. Soweit die Situation, daraus ergeben sich für mich folgende Fragen:

1. Meine Mutter möchte in Frieden sterben. Wie kann ich ihr diesen letzten Wunsch erfüllen?

Da meine Mutter seit langen Jahren alleinstehend ist, haben wir öfter über den Tod gesprochen und der Wille meine Mutter ist eindeutig formuliert worden: KEINE lebensverlängernden Maßnahmen. Leider nur in mündlicher Form OHNE Patientenverfügung und/oder Testament.

Zu diesem Punkt sagten die Ärzte nach Einlieferung in das Krankenhaus, dass meine Mutter SEHR WAHRSCHEINLICH sterben wird. Eine von den Ärzten angebotene Not-Hirn-Operation (inkl. kompletter Entfernung der gesamten linken Hirnhälfte) habe ich nach Rücksprache mit meinem Bruder ABGELEHNT (wir kannten ja den Wunsch unserer Mutter und haben in Ihrem Sinn entschieden). Das zu erwartende Operationsergebniss wäre maximal ein Schwerstpflegefall, so die Ärzte.

Da die Ärzte erwähnten, eine beschädigte Hirnhälfte kann sich ausdehnen und wenn man den Schädel nicht öffnet, stirbt man, möchte ich wissen, ob mir jemand sagen kann, wann das eintereten kann???

Die größte Angst meiner Mutter ist es, sich selbst nicht mehr äußern zu können und als ein schwerstbehinderter Mensch "dahin zu vegetieren", genau dieser Fall ist jetzt eingetreten. Deshalb soll sie so schnell wie möglich sterben dürfen. Bei aller Traurigkeit: auch der Tod gehört zum Leben dazu.

ICH WÜNSCHE MEINER MUTTER NICHT DEN TOD AN DEN HALS, SONDERN RESPEKTIERE NUR IHREN WILLEN!

Für mich ist es sehr sehr quälend, meiner Mutter nicht mehr helfen zu können, da sie in einem Zustand ist, vor dem sie die allermeiste Angst hat.

Nach Rückprache mit den Ärzten ist eine Lungenentzündung SEHR WAHRSCHEINLICH, ich lese aber woanders, dass NUR BEI EINEM DRITTEL der Schlaganfallpatienten diese Lungenentzündung eintritt. Hat jemand bzgl eines solchen Eintretens einen Erfahrungwert, z-B. wann diese eintreten wird etc.? Sollte diese Lungenentzündung eintreten, so werden die Ärzte nur noch die Schmerzen behandeln, nicht aber die Krankheit, nach Rücksprache mit mir und meinem Bruder.

 

2. Was bekommt meine Mutter bewusst noch mit?

Das dieses eine Frage ohne befriedigende Antwort ist, weiss ich selber, aber hat jemand Erfahrungswerte? Vielleicht mit einem Menschen mit ähnlich schwere Schlaganfall? Für mich habe ich entschieden, dass meine Mutter noch einiges registriert, aufgrund folgender Erlebnisse:

Erstens: wenn man Ihre Hand hält und sie drückt, drückt sie zurück, auch dann wenn sie mit dem Arm ziellos herumrudert und irgendetwas zum halten sucht.

Zweitens: ihr Blick ist zwar hohl und leer, aber manchmal registriert sie die Mullbinden um ihr Handgelenkt und schaut sehr verwundert.

Drittens: Bei einer Sakramentalen Handlung eines Geistlichen im Krankenhaus reagierte sie am deutlichsten und erwiederte auf das Wort "Amen" eine "A"-Laut, sprechen kann sie ja nicht mehr.

Viertens: sie versucht, nach der durch die Nase eingeführte Magensonde zu greifen, entweder weil diese sie stört oder

oder weil sie erkannt hat, dass diese Sie am Leben erhält und sie will einfach nicht mehr? Wie wahrscheinlich ist diese Möglichkeit? Die Vorstellung daran zerreisst mir das Herz!!!

3. Der Verlauf des Schlaganfalls: Ist der unten genannte Verlauf typisch?

Aufgrund einer vorherigen frischen Erkrankung war meine Mutter so geschwächt, dass sie nicht mehr alleine laufen konnte, geschweige denn auf die Toilette gehen können oder sich waschen können. Deshalb holten wir unsere Mutter zur Kurzbetreuung erstmal zu uns, als sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Da hatten wir die Hoffnung, dass nach Überstehen dieser Erkrankung eine vollständige Regeneration erfolgen würde.

Da klagte meine Mutter schon über ein leichtes "unangenhemes Kribbeln" in beiden Unterarmen und Händen.. wir brachten meine Mutter in die Küche, damit sie ein wenig beim Essen zubereiten helfen konnte, als sie plötzlich zu stottern begann. Wir wussten nicht, was sie sagen wollte, etwas in der Richtung "Irgendwas geht nicht mehr". Da dann ihre Koordinationsfähigkeit aufhörte, legetn wir sie erstmal ins Bett.

Dann besann sie sich wieder und war sehr erstaunt, und sagte selber, sie wisse gar nicht, wie sie diesen "Ausfall" einordnen solle. Nach Rücksprache mit einem Arzt riefen wir den Notruf. per Blaulicht angerast, untersuchten die mediziner meine Mutter, gaben Ihr sauerstoff und sgaten "vorsichtshalber" nehmen wir sie mit ins Krankenhaus, allerdings OHNE Blaulicht im gemütlichen Tempo.

In der Notaufnahme angekommen, kam nach ca. 30 Minuten einArzt und untersuchte Sie, fühte diesen "Ausfall" aber auf Ihre vorherige Erkrankung zurück, sie solle aber noch neurologisch gesehen werden. Dieser Vorgang dauerte ca. 4,5 Stunden, meine Mutter und ich beschwerten uns heftig in dr Notaufnahme. Gegen 1 Uhr nachts kam dann die Neurologin, sah sie, ordnete aber kein CT an und verlagerte sie mitten in dr Nacht in ein benachbartes Krankenhaus per Krankentransport.

Während dieser Zeit schwand ich Sprechvermögen immer mehr, meine Mutter wollte etwas sagen, konnte es aber nicht. Endlich wurde ein CT gemacht, gegen 5 Uhr morgens verliessen wir erstmal unsere Mutter, da sowoieso kein Neurologe anwesend war. Gegen 13 Uhr des Folgetages besuchten wir wieder unsere Mutter und endlich war das CT-Ergebnis mit Analyse da: Schlaganfall.

Per Krankentransport kam meine Mutter in ein Krankenhaus mit einer sog. "Stroke Unit" speziell für Schlaganfallpatienten. Überings dasselbe Krankenhaus, aus welchem man meine Mutter mitten in der Nacht weggeschickt hatte!!!.

Dort liessen wir sie dann alleine und mitten in der Nacht rief das Krankenhaus an, der Zustand meiner Mutter hätte sich dramatisch verschlechtert und dann begann der Ablauf wie zu Anfang des Artikels genannt.

Kann also ein Schlaganfall auch schleichend eintreten?? ich dachte immer, sowas geht plötzlich?

 

Danke für die Aufmerksamkeit und das Antworten

#2
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Unbekannt

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Hallo,

 

ich glaube nicht, dass hier irgend jemand dir sagen kann wie lange so etwas dauert. Das weiß nur der liebe Gott.

Ich kann dich verstehen, ist es doch bei meiner Mutter auch so ähnlich abgelaufen. Die Ärzte gaben ihr eine Überlebenschance von ein paar Wochen. Am 3. Mai werden es jetzt zwei Jahre. Sie wollte auch nie so hilflos da liegen aber wir konnten es nicht ändern. Wenn du Einzelheiten wissen willst dann kannst du meinen Blog durchlesen.

Ich wünsche dir und deiner Mutter viel Kraft für die kommende Zeit.

#3
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Unbekannt

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Hallo,

mein Papa hatte vor vier Monaten einen SA (allerdings in der rechten Hirnhälfte). Es dauerte gut 16 Stunden, bis er Hilfe bekam, und man sagte uns, dass er im besten Fall ein Pflegefall werden würde. Er bekam eine Lungenentzündung und schwebte ca. eine Woche zwischen Leben und Tod.
Was du bei deiner Mutter beschreibst, klingt ähnlich wie es bei meinem Vater war. Auch er hat sich die Magensonde gezogen, aber weil sie ihn gestört hat.
Er hat glaube ich damals alles mitbekommen, auch wenn er heute kaum noch etwas über den ersten Monat weiß. Das kommt immer mal wieder bruchstückhaft. Er sagt ganz klar, dass er sich für das Leben entschieden hat, weil er mich noch aufwachsen sehen will, und weil er sein Leben so geliebt hat.
Vielleicht seid ihr es, die sie am Leben haltet, weil ihr ihr helft und für sie da seid.
Auch mein Vater war ein, zwei Wochen vor seinem SA sehr schwach, konnte kaum noch die Treppen steigen ohne aus der Puste zu kommen, und er ist 57. Er hatte viel Stress.
Auch bei ihm haben wir gesagt, es sollen keine lebensverlängernden Maßnahmen wie die Entfernung der Schädeldecke gemacht werden, falls sein Gehirn noch weiter anschwellen sollte.

Ich weiß natürlich nichts über deine Mutter und ihren Schlaganfall, aber aus dem, was du schreibst, sehe ich viele Parallelen zu meinem Vater. Am Anfang wusste keiner, ob er überleben würde, und heute kann er schon wieder viele Sachen, die man damals nicht erwartet hätte.

Ich wünsche euch alles Gute!

#4
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Boozehound,

es tut mir sehr leid, was mit deiner Mutter passiert ist und begrüsse dich hier erstmal im Forum.

Eigentlich können die Ärzte keine so frühen Prophezeihungen stellen, denn man weiss nie - zuwas ein GEirn in der Lage ist. Ich habe auch noch nie gehört, dass sich ein kaputtes Gehirn ausbreitet. Es kann natürlich wieder zu einem SChlaganfall kommen, an anderer STelle, das ist möglich, aber ausbreiten tut sich das Gehirn nicht, das wäre mir jetzt völlig neu, ich lasse mich aber belehren, sollte das jemand wissen.

 

Das mit der Lungenentzündung ist völlig normal. Wird deine Mutter beatmet oder wurde beatmet? Dann sind Lungenentzündungen eigentlich schon fast normal und meist bekommen die Ärzte das auch in den Griff, da es wirklich Routine ist, bei z.B. Komapatienten.

 

Bei allem Respekt und Verständnis, kann ich verstehen, dass du deiner Mutter ein solches Leben ersparen möchtest. Ich selbst habe in den letzten 2 Jahren soviel Leid gesehen, dass ich auch gesagt habe, sollte mir das mal passieren, lasst mich einfach liegen. Gerade die linke Gehirnhälfte ist meiner Meinung nach - schlimmer als die rechte, sollte dort der Schlaganfall sein, da dort das Sprachzentrum betroffen ist und wenn man sich  nicht mehr alleine äussern kann, sich nicht mit Schreien wehren kann, ist das hart, wenn man z.B. wie ich niemanden hat, der dann für einen die Meinung vertritt.

Aber: Die Behandlung des Schlaganfalles, hat nichts mit lebensverlängernden Maßnahmen zu tun. Lebensverlängernd wäre: Wenn sie dauerhaft beatmet werden müsste, sprich für immer.

 

Ich kenne jetzt natürlich nicht die Ausdehnung des Anfalles bei deiner Mutter. Aber wenn der Anfall links war, hat sie eigentlich gute Chancen - wieder normal laufen und sich  bewegen zu können. Das Bewegungszentrum sitzt rechts, so dass deine Mutter da eine Chance haben könnte. Jetzt erst sollte sie erstmal in eine vernünftige Frühestrehe gehen!!! Das ist ganz wichtig! Und viel Logopädie!

 

Ja ein Schlaganfall kann schleichend eintreten - es kann beginnen mit einer TIA - da  hat sie dann ein paar Ausfälle der Sprache, die ihr selbst nicht auffallen, von denen keiner etwas mitbekommt, wenn sie dann passieren, wenn gerade mal niemand da ist. Sie kann taube Beine oder ARme bekommen - vorzugsweise nur an einer Körperhälfte. Gerade ältere Leute nehmen das nicht so ernst und schieben das aufs Alter. Ich kann da ein Lied von singen, denn ich habe noch Großeltern, die auch immer abwinken wenn mal was ist ....

Diese TIA´s führen dann evtl. zu einem Gefässverschluss - Thrombose, die noch eine schöne Weile im Körper unbemerkt umherwandern können, ohne entdeckt zu werden und irgendwann enden sie eben dann im Gehirn und dann heisst das Schlaganfall. (So in etwa läuft das zumindest ab, sollte jemand Korrekturen haben, korrigiert mich bitte)

Trotzdem: Ärzte können nie eine Prognose für die Zukunft stellen. Bei meinem Mann sagten sie auch, es gäbe keine Hoffnung, das war vor zwei Jahren. Er hat sowieso von Natur her schon dünnes Blut aufgrund einer Erkrankung, sprich eine Wunde hört nicht auf zu bluten. Bei ihm ist die komplette rechte Seite innerhalb nur einer Stunde eingeblutet. Er lebt heute noch - Gott sei Dank.Und wir hatten viele Komplikationen, eigentlich bis heute, trotzdem macht er immer noch Fortschritte ....man kann es nie sagen. Als ich seinem Neurologen von damals -er ist heute leider nicht mehr in dieser Klinik, ich stehe aber noch heute mit ihm in Mailkontakt - letzte Woche sagte, er kann seinen Daumen der linken Hand wieder bewegen, dann meinte er auch, das hätte er vor zwei Jahren nie gedacht. Ärzte gehen immer vom schlimmsten aus in diesem Moment.

Es gibt aber auch Fälle das ist es einfach so ...

Anfang das Jahres ist meine Patentante gestorben, dort sagten die Ärzte sofort, das wird nichts mehr. Aber nur aufgrund dessen, dass fast keine Gehirnströme mehr gemessen werden konnten. Und das ist bei deiner Mutter nicht der Fall.

 

Lass deiner Mutter Zeit, lass ihrem Gehirn Zeit. Das muss sich neu sortieren, die rechte GEhirnhälfte kann viele Aufgaben der linken Seite erlernen. DAs geht nicht von heute auf morgen, aber es ist möglich. Manchmal schneller und manchmal eben langsamer ...

Ich wünsche euch alles Gute ..

Denise


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Mihapix« (06.04.2010, 14:31)
#5
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moin Broozehood,

auch von mir ein Herzlich Willkommen hier.

als mich mein linkshirniger SA vor 5 Jahren getroffen hat war ich auch erst mal völlig fertig. Ich war 44 Jahre alt und bisher einigermaßen gesund. Auch bei meinem SA war es so, dass die Ausfälle schleichend kamen. Schließlich war ich re.-seitig gelähmt, konnte nicht sprechen und nicht schlucken und war geistig völlig klar. Durch meinen Beruf war mir klar was das bedeutet. Ich würde nie mehr als Krankenpfleger arbeiten können und vielleicht ein Pflegefall bleiben. Für mich brach eine Welt zusammen.

Ich hatte auf der Stroke Unit einen guten, weil kooperativen Oberarzt der mir, auf die Bitte meiner Frau hin, vorübergehend ein Antidepressivum verordnete. So kam ich relativ schnell aus diesem Teufelskreis Traurigkeit, Perspektivlosigkeit, Traurigkeit heraus.

Ich bin von Haus aus so gestrickt, dass ich Ereignisse und Schicksalsschläge nicht so einfach hinnehme. Also begann ich zu kämpfen und zu arbeiten. Im ersten halben Jahr traten die dramatischten Veränderungen ein - ich habe mir mein autarkes Leben ohne Rollstuhl und Pflegebedürftigkeit zurückgeholt.

Das kann Deine Mutter auch schaffen, sie muss es allerdings wollen und sich hart erarbeiten. Du kannst als Angehöriger nur für sie da sein - abnehmen kannst Du ihr nichts. Du musst einfach Geduld haben.

Sie hat die Chance verdient, zu erfahren, dass das Leben weiter geht. Glaub mir, die Lebensqualität kehrt zurück, auch wenn Du dir das aus der Sicht des seine Mutter liebenden Sohnes kaum vorstellen kannst, wenn Du sie ganz krank und hilflos im Bett liegen siehst. Natürlich ist es eine andere Lebensqualität, als vor dem Schlaganfall. Dennoch ist das Leben lebenswert, auch mit den Auswirkungen eines Schlaganfalls.

LG Norbert


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Unbekannter« (06.04.2010, 18:53)
#6
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Guten Abend Boozehound,

schön das du den Weg in's Forum gefunden hast (leider).

Dein Bericht ist ja sehr umfassend und die Antworten auch.

Ich kann dir nur berichten das mein Lebensgefährte mit 43J. eine massive Blutung hatte, mehrere Schlaganfällen folgten, und vorher immer betonte was deine Mutter auch sagte: Lasst mich gehen sollte ich jemanden brauchen der mir den Ars.h abwischen muß. Selbst an dem Abend war es noch Thema.

Wir haben oft darüber gesprochen, weil ich in der ambulanten Pflege arbeite.

Das Koma dauerte über zwei Wochen. Vier Wochen lag er auf Leben und Tod. Er zog sich alles was zu ziehen am Körper war. Selbst den Blasenkatheder. Man öffnete die Schädeldecke, er wurde künstlich ernährt und beatmet.

Ich machte mir schwerste Vorwürfe, ich hatte ja den Notruf abgesetzt! Zudem war ich total traumatisiert!

Aber, er hat im Koma immer gemerkt das ich bei ihm war. Er hat immer auf mich reagiert. Nach dem Koma erkannte er mich, trotz totalem Gedächtnisverlust. 

Das war August 2008. Er kann immer noch nicht wieder Sprechen, die rechte Körperseite ist gelähmt, taub. Es kam eine schwere Epilepsie dazu. Er hat eine Schluckstörung, Konzentrationsschwierigkeiten. Und noch einiges mehr. Er hat auch oft Phasen in denen er Antidepressiva braucht.

Aber: Wir haben viel Spass, wir lachen viel und gerne. Er geht kleine Strecken mit dem Vierpunktstock. In der Wohnung braucht er überhaupt keinen Rolli. Toilettengänge erledigt er allein. Und er lebt gerne!

Jeder Gesunde denkt vielleicht, was ist das für ein Leben. Aber Tatsache ist, das sich die Ansprüche und das Denken mit so einem Schicksalsschlag, verändern. Und wenn ich überlege, das er das ja ursprünglich gar nicht Überleben sollte, haben wir eine Menge erreicht. Und es wird noch mehr kommen!

Aber das muß jeder für sich selber entscheiden, ob er das auf sich nehmen möchte oder nicht. Zu Bedenken ist, es gibt dieses Leben nur einmal! Wie ich in so einer Lage denken würde? Keine Ahnung! Ich würde mich aber freuen, wenn ich meine Familie an meiner Seite hätte, die mir den Lebensmut zurück geben würden.

Aber ich habe auf jeden Fall Respekt und Achtung vor jeder Entscheidung!

#7
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Gelöscht

Hallo Boozehound,

genau wie deiner Mutter ging es meinem Vater, das war im Dezember 2005, er war Wochen zwischen Leben und Tod, bekam in dieser Zeit 3 Lungenentzündungen, zog sich auch alles....

Bei ihm war auch die linke Hälfte betroffen, er war rechtsseitig komplett gelähmt, bei der re. Hand mit Spastik. Sprechen ging erst nach Monaten wieder, dann aber sehr unverständlich. Das war übrigens bis zum Schluss so. Auch war er zeitlich, örtlich und zur Person nicht mehr orientiert, d.h. er hat uns Kinder nicht mehr wiedererkannt.  Er saß im Rollstuhl, konnte mit der li. Hand alleine essen und trinken, aber nur wenn er "gut" drauf war. Ansonsten konnte und wollte er gar nichts mehr. Wenn er mal wirklich einen klaren Moment hatte, wollte er sich umbringen, und meinte noch, man hätte ihn gescheiter liegen lassen nach seinem Schlaganfall. Er wollte so auch nicht leben, auch wir hatten keine Patientenverfügung.

Ich kann dich gut verstehen, als Kind ist man da machtlos, man kennt den Willen der Eltern und kann gar nichts tun als dazusein. Bei meinem Vater ging es insgesamt über 4 Jahre nach dem Schlaganfall so. Es kamen letztes Jahr noch 2 SA, er vegetierte die letzten 3 Monate nur noch vor sich hin, und starb letztendlich auch im Februar. Es war für ihn und für uns Kinder eine Erlösung.

Es gibt aber auch, wie oben geschrieben, positive Fälle, die sich wieder einigermaßen berappeln !!! Gib Deine Mutter noch nicht auf, vielleicht  ist sie auch so eine Stehaufmännchen....

Bleib tapfer, denk auch manchmal an Dich, sonst wirst Du noch krank, da ist keinem mit geholfen.

Sei für deine Mutter da, rede viel mit ihr, ich denke auch, sie bekommt viel mit, auch wenn sie sich nicht äußern kann, das war bei uns auch so, als mein Vater nicht mehr sich zeigen konnte, sah man es am Puls, der immer nach oben ging...

Grüße Christine

Sorry, wenn ich ein bißchen konfus geschrieben habe, geht mir alles noch nach, bei uns ist es noch ganz frisch...

 

 

#8
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Zitat von: boozehound
Da die Ärzte erwähnten, eine beschädigte Hirnhälfte kann sich ausdehnen und wenn man den Schädel nicht öffnet, stirbt man, möchte ich wissen, ob mir jemand sagen kann, wann das eintereten kann???

 

Gemeint ist wahrscheinlich eine Hirnschwellung, durch die, je nachdem wo sie ist, lebenswichtige Hirnbereiche total zusammengedrückt werden können.
Ich bin nur einigermaßen informiert über Hirnblutung, da ist die Schwellung fast die Regel - wie es bei einem "normalen" Schlaganfall ist, weiß ich nicht.

Insgesamt ist es aber sicher so, dass zum jetzigen Zeitpunkt auch kein Arzt sagen kann, wie es mit ihr weitergeht.

LG Marianne

#9
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hallo boozehood,

das sind alles ziemlich konkrete fragen, die wahrscheinlich niemand so beantworten kann.
sicher sind nur drei dinge. erstens, dass jeder irgendwie am leben hängt, in gewissen ausnahmesituationen aber um ruhe zu haben will. dass endlich schluss ist.
weiter ist sicher, dass der mensch wesentlich mehr aushält.
ich lag vor sechs jahren da mit drei schläuchen im körper.
luftschlauch im hals, magensonde durch die bauchdecke, blasenkatheder, dazu kam dann nochh eine nichterkannte hüftkopfentzündung, das hies ein dreiviertel jahr lang unsägliche schmerzen, von 2 wochen koma u.ä. nicht zu sprechen.
ich kenne leute im forum, denen machten die ärzte auch keine hoffnungen mehr, jetzt springen edie zwar nicht herum, leben aber ihr leben.
sicher ist auch noch, dass es einfach ist zu sagen ich will nicht mehr, zu leben erfordert mehr.

l.g. margy

#10
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Hallo Boozehound

Als ich mir gerade deinen Text durchgelesen habe, kam mir das alles sehr bekannt vor. Vor einem Jahr hatte meine Frau(24) einen schweren Schlaganfall bei dem ihre komplette linke Gehirnhälfte abgestorben ist. Damals hatte man uns ungefähr das gleich erzählt, wie das was du geschrieben hast.

Wir waren alle am Boden zerstört und wussten weder ein noch aus.

Heute sieht dies ein wenig anders aus. Meine Frau liegt weder dauerhaft im Bett, noch sitzt sie im Rollstuhl. Sie kann allein mit einem Gehstock laufen. Den rechten Arm kann sie leider noch nicht grosartig bewegen und meistens fallen ihr nicht die Worte ein, die sie sagen möchte. Aber es wird immer besser. Dafür das die Ärzte gesagt haben, das sie nie wieder laufen oder sprechen kann, und das Leben für sie eigentlich nicht mehr Lebenswert wäre, geht es ihr eigentlich relativ gut. Wie gesagt sie kann alleine laufen und das Sprechen wird auch immer besser.

Auf die Frage, "was bekommt meine Mutter mit?" kann ich dir natürlich keine Antwort geben, aber ich kann dir schreiben was bei meine Frau passiert ist, als sie die Stimme unseres Sohns gehört hat.

Als sie damals ein paar Wochen im Koma lag, hatte ich ihr eine CD fertig gemacht, mit Musik, die sie gerne hört, und mit der Stimme unseres Sohnes. Und als sie die die Stimme von unserem Sohn gehört hat, ist bei ihr eine Träne geflossen.

Jeder Schlaganfall läuft anders ab, aber kein Arzt wird dir sagen können, was deine Mutter alles noch schaffen kann, oder nicht schaffen kann.

Gruß Struppi

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