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Hallo liebes Schlaganfall Forum,

Mein Papa (52 Jahre) hatte vor zwei Wochen einen schweren Motorrad Unfall unter anderem mit Schädelfraktur rechts die dort und im Frontallappen zu einer Hirnblutung geführt hat.Er kam ins Krankenhaus, würde operiert, sein Schädel entdeckelt und hat eine Drainage erhalten. Danach war er 6 Tage lang Intubiert und wurde in ein künstliches, oberflächliches Koma gelegt, wo sie täglich aufwach Versuche durchgeführt haben. Erst wollte er keine adäquate Reaktion zeigen, da hat man ein drittes CT veranlasst wo sie gesehen haben das sich ein Hirnödem gebildet hat. Darauf hin wollten sie ihn vorerst nicht extubieren und richtig wach werden lassen um ihn noch ein wenig mehr Zeit zu geben. Nach zwei Tagen war aufeinmal der Cuff am Beatmungsschlauch undicht, woraufhin man sich doch dazu entschieden hat ihn zu extubieren, da er sowohl kreislaufmäßig als auch respiratorisch von Anfang an stabil war.

Am ersten Tag hat er nicht gesprochen, nur die Augen geöffnet, jedoch niemanden fixiert. Am zweiten Tag sah man das er alle seine Extremitäten bewegen kann, die linke Seite jedoch stark verlangsamt und eingeschränkt. Auch gesprochen hat er, jedoch total unverständliches, wirres Zeug. Mittlerweile ist der Unfall genau zwei Wochen her, mein Papa heute von der Intensivstation der Uniklinik Essen (Super Team dort, kann ich nur ,,empfehlen") in die Sana Kliniken Duisburg auf die Neurologische Frührehabilitations Station verlegt. Seine Motorik funktioniert jeden Tag besser, so das man mir gesagt hat er habe gute Chancen diese komplett wieder zu erlangen. Jedoch macht mir sein geistiger Zustand zu schaffen. Er ist total durcheinander, er weiß nur noch Bruchstücke von früher, kann sich jedoch noch an mich und meinen Namen erinnern. Das Kurzzeitgedächtnis funktioniert so gut wie gar nicht. Aufgrund der Corona Krise kann ich ihn nicht besuchen was mich so verzweifeln lässt. Das einzige was möglich war, war das die Pfleger ihm sein Handy vors Gesicht halten und einen Videochat zu machen. Dort hat er mich erkannt und mich auch beim Spitznamen genannt. Er redet aber sonst nur wirres Zeug, guckt oft nicht in die Kamera und weiß überhaupt nicht was los ist.

Ich freue mich riesig über die Fortschritte die er bisher schon gemacht hat, es wird gefühlt jeden Tag ein kleines bisschen besser, jedoch bin ich trotzdem total am durchdrehen, da man mir natürlich nie eine Prognose sagen kann. Ich habe so Angst das er irgendwann aufhört Fortschritte zu machen und er nie wieder der alte wird. Ich bin so viel am weinen und am verzweifeln, vor allem weil ich einfach nicht bei ihm sein kann. Ich weiß das ganze hat vielleicht nichts in einem Schlaganfall Forum zu suchen, Ich finde diese Seite nur so ermutigend und erhoffe mir das ich noch weiter Hoffnungen bekomme und mich das ganze einfach stärker macht..

Liebe Grüße

#2

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Liebe Miiiny,

es ist zu früh um zu verzweifeln. Viel zu früh!

Dein Vater macht Fortschritte und er wird auch weiterhin welche machen. Mein Mann hatte vor 9 Monaten einen heftigen Schlaganfall und die Prognose der Reha-Ärzte lautete nach 3 Tagen Therapie: Ihr Mann wird ein Schwerstpflegefall. Hätte ich das geglaubt und hätte ich nicht jeden Tag Präsenz gezeigt, es wäre wohl soweit gekommen weil sie ihn hätten liegen lassen (die Versuche dazu hatte ich mehrfach erlebt, deshalb meine tägliche Anwesenheit in den ersten Monaten damit er seien Therapien bekam).

Das hat sich gelohnt, denn mein Mann geht heute wieder ohne Hilfsmittel 1km mit allenfalls einer kurzen Stehpause. Die Sprache ist nach wie vor ein Problem und auch sein Hauptproblem. Aber auch das bessert sich langsam. Ebenso wird ihm inzwischen ein gutes Sprachverständnis bescheinigt - am Anfang konnte er sich kaum konzentrieren oder länger auf etwas fokusieren (lies sich superleicht von allem und jedem ablenken). Wir haben zwar jetzt neu Epilepsie dazu bekommen (das kann aufgrund der Vernarbungen im Gehirn vorkommen - muss aber nicht. Und kann wohl auch gut behandelt werden), aber die Fortschritte die sind da - selbst jetzt, Monate nach dem Ereignis.

Nein Miiiny, es ist zu früh um traurig zu sein! 2 Wochen sind NICHTS! Er wird vielleicht nicht mehr ganz der Alte werden, aber das bedeutet nicht, dass er eine schlechte Lebensqualität haben muss. Selbst wenn alle Symtome verschwinden werden, der, der er mal war wird er sowieso nie mehr weil so ein Erlebnis prägt - diese Erfahrung muss erst einmal verarbeitet sein.

Abwarten, Deinem Vater Mut zusprechen, häufiger darum bitten, dass Du telefonieren kannst und später in der Reha versuchen auch Präsenz zu zeigen. Meine Erlebnisse in der Reha sind zum Glück zwar nicht die Regel, aber auch nicht unüblich. Es schadet nicht, wenn man zeigt, dass da Menschen sind die nach einem Patienten schauen. Bis dahin dürfte sich auch das Corona-Problem etwas relativiert haben (hoffe ich)

Liebe Grüße

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