Vielen Dank für deine Nachricht und deine Tipps.
„Glücklicherweise ist alles weit weniger schlimm ausgegangen als angenommen; trotzdem ist nichts einfach.“ - es freut mich sehr für euch, dass es bei euch gut ausgegangen ist , das gibt einen Hoffnung:).
„Gibt es denn Prognosen von den Ärzten, Therapeuten oder Pfleger?“ - mein Vater und meine Tante hatten am 08.10 ein Gespräch mit dem Oberarzt geführt - er hat wohl nicht so positiv gesprochen. Das Hauptproblem war damals allerdings, dass es ihr psychisch sehr schlecht ging nichts gegessen getrunken hat und nicht wirklich mitgemacht hat. Das hat sich aber gott sei Dank jetzt gelegt.
Sie ist wach und voll da. Wir können mit ihr reden und sie nickt und schüttelt mit dem Kopf und zeigt auch auf Sachen Bzw Dinge.
Sie kann ihren rechten Arm gar nicht bewegen und das Bein ein bisschen. Ich glaube auch, dass wir mal speziell mit den Therapeuten sprechen sollten, morgen rufen wir die Logopädin einmal an.
vom gemeinsamen Singen habe ich auch schon gelesen, das Problem allerdings ist, dass sie nicht gerne mit uns üben möchte . Ich habe es am Freitag versucht, dass wollte sie nicht. Aber ich versuche es mal mit dem Singen.
Essen kann sie eigenständig; sie hat noch ein bisschen Schluckprobleme, aber diese haben sich auch etwas verbessert.
Nochmal ganz lieben Dank für deine Antwort.
Also ihr solltet wirklich nochmal das Gespräch mit dem Arzt suchen oder eben zeitgleich zu einer der Therapien aufschlagen und die Therapeuten fragen, was ihr machen könnt zur Unterstützung. Das ist einfacher gesagt als getan, ich weiß. Aber gerade wenn sie wach und konzentriert ist, sollte man die Zeit auch nutzen. Denkt aber immer daran, dass alles wahnsinnig anstrengend ist und nach 10 Minuten Konzentration oft ein Schläfchen angesagt ist.
Fragt die Ärzte, ob sie davon ausgehen, dass eurer Mutter die Situation bewusst ist. Weiß sie, dass der Arm gelähmt ist? Weiß sie, dass sie einen Gehirn-Verlust hat? Auf der einen Seite ist die Kenntnis darüber ausschlaggebend für die Teilnahme an den Therapien. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass ihr klar ist, was das für sie (und euch!) bedeuten wird. Und dass es einem dann psychisch schlecht geht... noch dazu im fremden Reha-Klinik-Umfeld und ohne, dass man sich auf gewohnte Art und Weise austauschen kann, ist sehr verständlich.
Versucht ihr mit Gesten, Worten und Körpernähe zu erklären, dass aber in diesem Köper und diesem Gehirn immer noch die Mama drin steckt und egal, wie es jetzt ist, es besser wird und sich die Mühe und Anstrengung lohnt.
(Die Trauer-Arbeit über die verlorenen Funktionen darf aber ruhig auch seinen Platz haben und darf auch thematisiert werden.)
Eure Mutter hat euch so genommen, wie ihr damals auf die Welt gekommen seid und ihr müsst nun eben so weitermachen, wie die Situation im Moment ist. Man kommt nicht drum herum. Es ist so, wie es ist.
Versucht, euer Entsetzen und eure Sorgen vor ihr zu verbergen. Es ist damit niemand geholfen und sie wird es euch auch so ablesen können.
Bekräftigt sie: Sie kann essen. Sie kann sehen. Sie versteht euch. Sie ist dabei. Sie kann Rollstuhl fahren. Fragt ganz dringend nach, was hinsichtlich des Gehens das Therapieziel ist.
Zum nächsten Besuch kannst du ein paar "Therapie-Utensilien" mitnehmen: Pinsel, einen rauen Waschlappen usw. und sie damit an den gelähmten Köperteilen berühren, ob sie das spürt. Wenn ihr diese Körperteile "therapiert", achtet darauf, dass sie immer genau dort hinsieht, wo der Arm bzw. das Bein berührt wird.
Beim Singen könnt ihr auch nur ganz leise hauchen. Ihr könnt auch mit einer App nur Töne anschlagen und die nachsingen. Aber da kenne ich mich wenig aus; hier im Unterforum gibt es sicher ganz viele tolle Ideen und Tipps.
Wir haben nach der Entlassung sehr intensiv mit unserer Mutter geübt und sie war glücklicherweise sehr willig und hat sehr gut mitgemacht. Sie meinte damals: "Ich muss ja mitmachen. Wenn ihr euch so viel Mühe gebt, muss ich es auch." Es hilft, wenn man in die Therapeuten-Rolle schlüpft und die Tochter-Rolle beiseite legt. Vielleicht kannst du das als Rollenspiel versuchen und zunächst etwas blödelig alle Finger und Zehen durchzählen wie ein Arzt?
Das aber alles nur als Ideen - je nach Laune und Wesen deiner Mutter könnte es klappen.
Alles Gute und viel Kraft für das, was kommt!