Hallo, es tut gut zu lesen, daß ich mit meinen Gefühlen nicht alleine stehe. Ich frage mich trotzdem, was Euch bei Euren Partnern hält? Ich habe die letzten zwei Jahre durchgehalten, weil ich die Hoffnung hatte, dass es wenigstens ansatzweise wieder wird wie früher. Aber das, was unsere Beziehung und unsere Liebe ausgemacht hat, verschwindet mehr und mehr. Er tut mir unendlich leid aber außer dem schlaganfall verbindet uns nicht mehr viel an Gemeinsamkeiten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn noch liebe oder die Erinnerung an ihn.
Was mich hält, jetzt schon 4 Jahre lang?
Die Liebe und noch mal die Liebe. Ich glaube, ich war noch nie mit einem Menschen so sehr verbunden wie mit ihm (manchmal verfluche ich das aber auch.) Weil seine Augen inzwischen wieder immer häufiger den Mann zeigen der mich angezogen hat seitdem ich da das erste Mal rein geschaut habe. Weil er ein sanfter (aber ziemlich sturer) Mann ist und weil ich, obwohl ich in besonders schlimmen Phasen schon darüber nachgedacht habe für meinen Mann eine andere Wohnalternative zu suchen, auch weiß, dass ich ihn unendlich vermissen würde, wenn ich ihn nicht mehr neben mir hätte. Und das, obwohl Kommunikation mit meinem Mann auch heute noch eine echte Herausforderung ist.
Weil mein Mann regelmässige Hoch- und Tiefphasen hat (die mich an meine Grenzen bringen) habe ich wirklich schon oft an Trennung gedacht. Das sind die Momente in denen ich denke: ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr und am liebsten würde ich meinem Leben ein Ende setzen wenn ich nicht zu feige dazu wäre (bin ich wirklich, es besteht keine Gefahr. Es ist mehr die Sehnsucht nach innerem Frieden und nicht mehr müssen zu müssen).
Mein Verstand weiß aber auch, dass mir das gar keinen Frieden bringen würde. Es wäre keine Lösung. Weder für meinen Mann (es würde ihn kreuzunglücklich machen), noch für mich.
Ich hoffe so lange durchzuhalten bis wir uns einigermaßen eingespielt haben und ich hoffe, dass mein Mann endlich weniger Tiefphasen hat.
Bei uns wird es nie wieder auch nur ansatzweise so werden wie früher. Aber ich glaube, vor 2 Jahren habe ich das, ähnlich wie Du, im Stillen immer noch gehofft. Es muss auch nicht mehr so werden wie früher. Aber ich möchte wieder dahin kommen, dass ich mit meinem Mann mehr schöne Zeiten habe anstelle dieser ganzen Mühen.
Ja, was sind die Mühen?
- die Kommunikation - oder besser die, die aufgrund der globalen Aphasie nicht möglich ist.
- im Grunde fast alles kontrollieren müssen (wird genug getrunken, gegessen, Medikamente genommen?) - Nur den Schlaf, den muss ich nicht kontrollieren.
- aus dem Bett scheuchen
- An Training/Übungen erinnern
- in Anhalten im Haushalt mit zu helfen (Spülmaschine, Blumen gießen, Staub saugen, Betten richten)
- zu Therapien fahren
- den kompletten Alltag regeln
- Papierkram rund um die Krankheit
- Arztbesuche
- Hygiene kontrollieren (funktioniert in weiten Bereichen gut, aber kleinere Bereiche dann doch nicht. Sie sind nicht im Bewusstsein).
Schlimm ist für mich, dass wenn ich nicht kontrolliere, da auch mal einiges richtig schief gehen kann. Die Medikamenteneinnahme hatte lange Zeit sehr gut funktioniert (ich richte vor) und deshalb hatte ich irgendwann das nicht mehr morgens und abends kontrolliert. Tja, Irgendwann stellte ich eher zufällig fest, dass eine Einnahme übergangen worden war. Ähnlich beim Trinken, oder beim Üben. Dieser Zwang kontrollieren/anhalten zu müssen um überhaupt die Gesundheit stabil zu halten und doch noch die eine oder andere Verbesserung zu erzielen, die macht mich kirre.
Wütend macht mich, dass mein Mann sich an den Esstisch setzt und sich das Essen servieren lässt. Da hilft es auch nichts, wenn ich nur mich versorge (abgesehen davon, dass ich das lächerlich fand .. ich habe es getestet). Er ist es inzwischen gewohnt supportet zu werden und er versteht gar nicht (ich bin sicher, dass er es nicht einordnen kann, wenn ich da wütend werde), dass ich sauer werde.
Aber auch wenn ich schreibe: die Liebe. Und andere auch. Das muss nicht für Dich bedeuten, dass das für Dich auch gelten muss. Abgesehen davon war mein Mann im ersten Jahr so schlimm (da wurde er auch gemein), dass ich das sicher nicht so lange durchgehalten hätte. Wäre das geblieben, es wäre auf einen Pflegeheimplatz für ihn hinaus gelaufen.
Wurde schon mal ärztlicher seits geprüft, ob Dein Partner Depressionen haben könnte?
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »
Amsel« (28.08.2023, 15:21)