Liebe Angehörige,
die Aussagen von @Amsel kann ich aus meiner Sicht bestätigen. In den letzten Jahrzehnten des Pflegenotstandes in Deutschland sind zwar neue Modelle entstanden. Diese orientieren sich jedoch aus meiner Sicht am Profit und nicht an der Qualität.
Jetzt in Corona Zeiten wurde dies transparenter. Die Pflegekräfte können sich für den Applaus der Gesellschaft leider keine Lebensmittel etc. kaufen. Müssen immer mehr Leistung erbringen, damit der Profit von Großunternehmen und Aktionären stimmt.
Das zu ändern würde erst funktionieren, wenn Politiker und Besitzer von Pflegeheim Ketten ebenfalls mit Applaus bezahlt werden könnten.
Die Vorbilder in Politik, Sport und Gesellschaft die zur Verbesserung unserer Situation erforderlich wären, werden anscheinend leider sofort in einer persönlichen negativen Ecke abgestraft, damit nichts geändert zu werden braucht. Dabei geht es dann nicht mehr um Argumente, sondern nur noch um Mobbing. Wer wissen möchte wie das funktioniert, dem Empfehle ich ein Buch von Günther Schwab, dass dieser 1985 als Menetekel schrieb. Titel: Der Tanz mit dem Teufel. Dieses abenteuerliche Interview beschreibt unsere jetzige Situation ähnlich wie der von George Orwell verfasste Roman 1984.
Das einzig beste Pflegeheim findet man aus meiner Sicht während einer Kreuzfahrt auf einem Kreuzfahrtschiff. Das kann sich der Kassenpatient leider jedoch nicht leisten.
Selbst das gepriesene betreute Wohnen bietet im Pflegfall auch nicht viel mehr. Denn selbst dort wird man als Pflegefall vom Zimmer mit "Meerblick" in die Pflegeabteilung im Keller verlegt. Es sei denn man kann jeden Handgriff überteuert separat bezahlen. Ob dann auch noch der Arzt immer vor Ort ist, oder ob man im Bedarfsfall ins Krankenhaus abgeschoben wird, bleibt auch dort offen. Nicht jeder hat eine Versicherung, die eine Unterbringung in der Privatabteilung vom Krankenhaus zahlt.
Ich selbst erlebte 1971 eine Unterbringung im Sechsbett Zimmer mit strengen Besuchszeiten. Das wurde im Laufe der letzten 5 Jahrzehnte humaner und menschlicher umgestaltet. Das war für das Klinikpersonal und den Profit jedoch lästig, weil die Patienten und deren Angehörigen sich vieles nicht mehr gefallen ließen. Dann kam O Wunder Corona. Jetzt konnte endlich alles wieder zurückgedreht werden. Strenge Besuchszeiten unmenschliche Handhabungen zum "Schutz" der Allgemeinheit. Leider gab es für die Angehörigen zum Besuch keine Schutzkleidung. Die gibt es heute anscheinend noch immer nicht?! Warum wohl? Reha Kuren sind in denletzten Jahren bis zur unnütze gekürzt worden. 4 Wochen werden in 2 Wochen Quarantäne und einer Woche Einweisung sowie einer Woche Abreise unnütz organisiert. Was soll das?
Ich habe mir in den letzten Jahrzehnten einige Pflegeheime angesehen und musste für mich feststellen, dass ich in keinem dieser Pflegeheime landen möchte. Ich werde trotz meiner schweren Behinderungen so lange wie möglich ein Leben zu Hause anstreben. Mittlerweile ist selbst in den Pflegeheimen mit Wartezeiten zu rechnen.
Was zu tun ist?
Ich habe auch trotz jahrelangem Suchen für mich noch keine Lösung gefunden. Daher bin ich neugierig auf eine Aussagen in diesem Forum.
Was die ärztliche Betreuung angeht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass man hierfür auf sein Glück hoffen muss. Wenn man nach mehrmaligen Wechseln endlich einen engagierten Hausarzt gefunden hat und danach Fachärzte mit denen man klar kommt, sollte man hoffen, dass diese nicht in Rente oder in die Schweiz bzw. nach Skandinavien abgeworben werden. Auch hierfür gibt es ein Qualitätsmerkmal auf das man achten muss. Hier kann man nicht von Empfehlungen ausgehen. Die "Chemie" muss stimmen. Das ist individuell und nicht auf andere übertragbar. Wenn ich einen guten Arzt oder Facharzt empfehlen würde, würde ein anderer sagen: "Wen hast Du mir denn da empfohlen?" "Den kannst Du ja komplett vergessen!". Daher funktionieren die Beurteilungen im Internet auch nur bedingt. Siehe Aussage von @Amsel.
Mir ist klar dass es Euch liebe Angehörige nicht besonders weiterhilft. Ihr werdet die für Euch richtigen Therapeuten, Ärzte, Pfleger schon finden. Das nimmt Euch viel Energie. Lässt sich jedoch nicht ändern. Daher nehmt jede Hilfe von Organisationen, Ärzten, Therapeuten, Pflegern an. Prüft diese, ob sie Euch hilft oder belastet. Wenn sie belastet sucht weiter. Verschwendet keine Energie indem ihr diese zu ändern versucht. Alle im medizinischen Bereich tätigen Helfer werden von der Politik mit Formalien drangsaliert um Betrug zu unterbinden. Das funktioniert jedoch überhaupt nicht wie wir immer wieder erkennen müssen. Der Formalismus der ein vielfaches an Kosten verursacht bleibt trotzdem und wird zu unserem Leidwesen ständig erweitert. Das Personal arbeitet am Limit. Wir Patienten wünschen uns Ärzte die sich für uns und unsere Probleme Zeit lassen. Wenn man jedoch betrachtet, dass sie grob geschätzt täglich 40 Behandlungen durchführen sollen, die Formalien erledigen müssen, der Arzt vielfach sein größtes Augenmerk dem Formalismus widmet, Pausen einhalten soll, sich weiterbilden soll und, und, und. Dann wird klar, dass dies nicht funktionieren kann. Weil hier vom Kapital erzwungen, kommerziell und gewinnorientiert unter Einsparzielen gehandelt werden muss.
Beispiele in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Brasilien zeigen, dass es auch anders gehen kann. Das heißt nicht, dass es dort besser ist. Dort muss das Gesundheitswesen jedoch mit viel weniger Geld die Gesundheit gewährleisten. Bei uns geht es dagegen lediglich um die Bewirtschaftung der Krankheiten. Für unsere Gesundheit sind wir selbst verantwortlich. Hier drückt sich die Politik.
Daher wünsche ich Euch gute Nerven, viel Kraft und viel Glück. Ihr seid zum Glück gezwungen und werdet es genauso schaffen wie wir alle es schaffen mussten und müssen. Schaut nach frone. Der Patient hat mit Eurer Unterstützung die Möglichkeit wieder ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen. Seine Selbstheilungskräfte werden aktiviert und so kann eine weiterstgehende Selbständigkeit wieder erreicht werden.
Habt Mut und Vertrauen. Wenn es nicht weiter geht, dann legt es in Gottes Hand. Der kann das besser!
Liebe Grüße
Heinz