#31

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

 

Amsel, diese Leute kenne ich auch. Der Sicherheitsbeamte an der Tür der mich nie eingetragen hat, weil ich offiziell nur 1 Stunde Besuchszeit hatte. Der Busfahrer der mich an der Kreuzung rauslässt und jedesmal nach meiner Familie fragt. Die Therapeutinnen usw.

 

 Ja Angie, und tun diese Menschen nicht unendlich gut? Ob sie ahnen können was ihre Geste wert ist?

man darf sie einfach nicht vergessen. Besonders dann nicht, wenn man meint einsam zu sein. 

#32

Anabel

Weinheim, Deutschland

 

Manchmal sind da Menschen, die nicht wahrgenommen werden, nicht sonderlich gesellig sind und von der Allgemeinheit nicht wertgeschätzt werden. Aber im Ernstfall sind es genau diese Menschen, auf die Verlass ist. So jemanden hattest du in deinem Umkreis und hast ihn nicht "wahrgenommen", bis er sein wahres Gesicht gezeigt hat.

 

Das freut mich für dich. Genau so jemand bin ich für andere. Genau so jemanden wünsche ich mir selbst. Meine relativ neue Nachbarin ist sehr hilfsbereit. Sie hat mir viel Hilfe angeboten. Gott beschütze sie und ihre Familie. Ich hätte gerne von meiner eigenen Verwandtschaft echte Anteilnahme aber diese verkorkste Familie wird sich nie ändern. Ich glaube ich folge denen am besten nicht mehr auf Social Media. Dann muss ich nicht sehen, wie glücklich alle sind, trotz unseres Schicksalschlages. Aus Anstand sollte man in einer Krise in der Familie keine Feierbilder teilen. Ich denke da muss ich noch besser Grenzen setzen.

Liebe Grüße ❤

Na ja, er war halt sehr steif und reserviert. Ich weiß bis heute nicht warum. Es wirkt ein wenig so, als ob wir/ich weniger Respekt einflössend sind, seitdem uns das Schicksal beutelt. 

Was es auch immer ist, ich freue mich darüber, dass er lockerer wurde und er ist auch einer der Wenigen, der meine direkten An- und Aussagen nicht zucken lässt. So manch' einer findet mich nämlich etwas zu direkt und zu offen. 😉

Was Deine verkorkste Familie angeht .. ich kann Dir nur aus eigener Erfahrung sagen, dass Distanz gut tat. Und wenig erzählen. Und dieser Social Media Kram .. na ja, ich konnte dem sowieso noch nie viel abgewinnen. Wenn Dir nichts fehlt, dann weg damit. Familie ist das was Du dort hast sowieso nicht - aber ja, ich weiß, dass dauert bis man sich das selbst eingestehen kann.

Kopf hoch!

Du bist eine kluge und emphatische Frau .. 

du packst das auch ohne diese Pseudo-Familie

und wie Du lesen kannst, Du bist nicht alleine und es liegt nicht an Dir, dass es so ist wie es ist.

Es werden Dir neue Menschen begegnen - und vielleicht sind es die, auf die Du in der Vergangenheit gewartet hast.

 Hallo Amsel,

ich habe Mal ein paar Tage Abstand gebraucht vom Forum und dem dauernden googeln nach Symptomen und Prognosen.

Ich besuche meinen Mann jeden zweiten Tag. Mittlerweile fahre ich die kürzeste Strecke, weil soviel schlimmer als die andere Strecke ist sie vielleicht doch nicht. Ich gewöhne mich immer mehr an diese Strecke. Versuche entspannt und mit etwas Musik zu fahren. 

Heute hatte ich etwas Druck im Herzen, weiß nicht ob vom vielen Rauchen oder weil die Situation allgemein sehr belastend ist und ich wie immer im Leben mit allem alleine dastehe. Seine Reaktionen waren heute etwas schwächer als beim letzten Besuch, ich glaube dass hat mich auch runtergezogen. Ich weiß auch nicht mehr, was ich ihm noch alles erzählen soll. passiert ja nichts weiter in meinem Leben.

Heute habe ich bemerkt, dass er meine Hand zurück drückt, wenn ich drücke. Ganz sanft aber immerhin. und wenn ich so tue als ob ich meine Hand ruckartig wegziehen will, dann hat er einen Greifreflex. Als ich versucht habe eine Kruste an seinem Bart zu entfernen, muss es ihm weh getan haben, darauf hat er reagiert. Das war ihm unangenehm.

Ich denke er versucht mit mir in Kontakt zu treten, sich zu äußern.

und gebadet haben sie ihn heute. nach einem Monat wurde es auch Zeit.

Im Flur saß ein Junger Mann im Rollstuhl, verstehen konnte man ihn nicht, er wollte mir aber etwas sagen. Am Hals hatte er ein Pflaster. möglicherweise hat er früher so einen Beatmungsschlauch im Hals, wie mein Mann. Eine Narbe am Kopf, er konnte Arme und Beine bewegen. Weil er auch so dünn war wie mein Mann, musste ich daran denken, dass mein Mann in Zukunft, wenn er zu Bewusstsein kommt, vielleicht auch so im Rollstuhl sitzt. Ohne Aufmerksamkeit. Ohne Socken!! Nach dem ich eine Pflegerin darauf angesprochen habe, bekam er Socken angezogen. Es hat mich traurig gemacht, wie jemand, der seine Bedürfnisse nicht äußern kann, so im Flur links stehen gelassen wird. Seine nackten Füße auf dem Boden. Keiner schenkt ihm Beachtung. Ich kann nur hoffen, das mein Mann schnell Heil wird und heim kommt oder ich ihn in so einem Fall täglich besuche und Gesellschaft leiste und auf ihn aufpasse. Das war ein trauriger Anblick 😞

 

 

 

#33

Anonym 0

Bonn, Deutschland

Hallo Anabel, 

Dass du dich mit der Strecke arrangiert hast ist wirklich großartig!

Mir hatte man auf der Intensivstation gesagt, dass alle Patienten mehr mitbekommen als man denkt. Dementsprechend soll man auch nur über das mit den Ärzten oder Pflegern sprechen, was man auch machen würde, wenn der Patient alles mitbekommen würde. Dein Mann merkt anscheinend dass du da bist. Das ist klasse. 

Und wenn du mit den Ärzten oder Pflegern was besprechen möchtest, was vielleicht stressig ist, dann mach das besser vor der Tür. 

LG Al

 

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